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Die Geschichte von meiner Angst


Als es die ersten Infizierten in Deutschland gibt, ist für mich schnell klar:  Vor dem Virus habe ich keine Angst. Ich bin mit mir selbst zufrieden und halte mich für clever. Zeitgleich sagt mir eine innere Stimme: „Ute. Jetzt musst du dich ganz auf dich besinnen, ganz bei dir ankommen.“

Ebenso zeitgleich werden Fragen in mir laut. Wenn das Virus nicht so gefährlich ist, worum geht es dann hier wirklich? Wenn sich in 2017/18 niemand um 25 000 Grippetote sorgte, warum dann auf einmal jetzt so eine Welle? Wenn ein Dr. Wodarg in meinen Augen vernünftig klingende Worte sagt, warum wird er so zerrissen?

Im Internet und von Freunden erhalte ich reichlich Informationen, die sich mit meiner bisherigen Lebenserfahrung decken, aber keineswegs beruhigend klingen.

Hinzu kommt, dass ich plötzlich nicht mehr einkaufen gehen kann, ohne mich aufzuregen. 1,5 m Sicherheitsabstand an den Kassen, Klebestreifen am Boden, Plexiglasscheiben. Jeden Tag lassen sie sich scheinbar neue Schikanen einfallen.

Dann verkündet Bill Gates im Fernsehen: „Wir werden letztendlich 7 Milliarden Menschen impfen.“ Eine Freundin stellt mir eine Frage, die mich nicht mehr loslässt: „Ute, die Regierung sorgt sich um unsere Gesundheit? So sehr, dass sie dafür die Wirtschaft den Bach runterfahren lässt? Seit wann?“

Was hatte meine innere Stimme gesagt: „Ganz bei mir ankommen? Mich ganz auf mich besinnen?“ Davon kann keine Rede sein. Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf und kann nicht mehr schlafen. In mir herrscht große Unruhe, Sorge und immer wieder auch Ärger.

Bis mir klar wird: Moment mal - Du bist wütend und Du hast ANGST. Der Eine hat Angst vor dem Virus. Ein anderer hat Angst vor Zwangsimpfung oder vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, vor Armut, vor einer Diktatur, vor dem Wegfall seiner Grundrechte. Fakt ist, dass Angst gleich Angst ist. Meine Angst ist nicht besser, nur weil ich glaube erkannt zu haben, dass das Virus nicht so gefährlich ist wie behauptet wird.

Da beschließe ich: Ich möchte den Menschen von meiner Erfahrung erzählen. Davon, dass Angst = Angst ist und somit so oder so ein schlechter Berater und Wegbegleiter.

Aber als ich nach Worten dafür suche, habe ich ein ungutes Gefühl im Bauch.  Seitdem ich The Work praktiziere weiß ich, dass jedem unguten Gefühl ein stressvoller Gedanke zugrunde liegt.  Welcher stressvolle Gedanke verursacht also dieses Gefühl in meinem Bauch? Dem möchte ich nachgehen.

Ich stelle mir die Frage: Was ist meine Motivation? Warum möchte ich den Menschen von meiner Erkenntnis erzählen? Meine Antwort: Die Menschen sind zu sehr in der Angst. Wenn wir zu sehr in der Angst sind, werden wir alle untergehen und Opfer sein.

Ah, das ist es also. Ich will Euch erzählen, dass es viel besser ist, keine Angst zu haben und meine Motivation dazu sind angstbesetzte Gedanken. Ich will Euch was von der Auflösung der Angst und von Frieden erzählen und in mir selbst fühlt es sich nicht friedlich an, weil ich glaube, dass Ihr zu sehr in der Angst seid. 

Die Menschen sind zu sehr in der Angst. Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich diesen Gedanken glaube? (Eine der Fragen von Byron Katie, um belastende Gedanken zu hinterfragen.)

Wenn ich glaube, die Menschen sind zu sehr in der Angst, dann habe ich selbst Angst. Ich habe Angst, dass alles schief geht, wenn die Menschen in der Angst stecken bleiben. Ich habe Angst, dass wir dann untergehen und Opfer sind.

Aber diese Angst schaue ich mir nicht an, sondern will Euch überzeugen, stelle mich über Euch, weiß es besser als Ihr. Ich versuche Euch zu belehren, zu missionieren.

Ich versuche meine eigene Angst wegzumachen, indem ich Euch dazu bringe, doch bitte nicht so sehr in der Angst zu sein. Ich beschäftige mich mit dem Außen, bin nicht mehr bei mir, kümmere mich nicht um mich.

Und ich kann nicht sehen, dass Angst dazu gehört. Ohne Schatten kein Licht. Ich kann nicht sehen, dass Angst gut und notwendig ist, um zu erkennen was ich möchte und was nicht. Ich kann nicht sehen, dass aus Angst auch etwas Großartiges erwachsen kann und dass Angst die Emotion ist, die uns hellwach machen kann.

Ich kann nicht sehen, dass schon so viel Bewegung drin ist, dass es schon so viel mutige Menschen gibt, die sich kritisch und konstruktiv äußern. So viele Dinge, die gerade ans Licht kommen. Kann dem Prozess nicht seine Zeit geben, bin zu ungeduldig.

Wer wäre ich ohne den Gedanken, dass die Menschen noch zu sehr in der Angst sind? (Eine weitere Frage von The Work.)

Wenn ich ohne den Gedanken bin, kann mich auf mich und meine Angst konzentrieren, ganz bei mir ankommen und dort etwas bewirken. Ich spüre Zuversicht, dass wir es alle schaffen, aus der Angst herauszukommen. Mehr als Zuversicht. Ich weiß es. Ich kann sehen, wie viele Menschen hier das gleiche Ziel haben und kann die Kraft spüren, die davon ausgeht, dass sich gerade so viele Menschen versammeln.

Wenn wir zu sehr in der Angst sind, werden wir alle untergehen und Opfer sein. Ich möchte den Gedanken einmal ins Gegenteil umkehren und schauen, wie das passt. (Dies ist auch ein Bestandteil von The Work.) 

Wenn wir zu sehr in der Angst sind, werden wir nicht untergehen. Wir werden auftauchen, uns zeigen, bemerkbar machen. Wir werden nicht Opfer sein, sondern Schöpfer. Wir werden mitgestalten, wunderbare Ideen und Visionen entwickeln. Ja, das fühlt sich gut an.

Und noch eine Umkehrung - die Umkehrung zu mir selbst. Wenn ich zu sehr in der Angst bin, werde ich untergehen und Opfer sein. Ja, auch das stimmt, denn wenn ich zu sehr in der Angst bin dreht sich mir der Magen um, Ich fühle mich schwach, kann nicht mehr klar denken, mache mich verrückt, kann nicht mehr schlafen, verliere mein Vertrauen, gerate aus meiner Mitte, mache mich gedanklich zum Opfer und andere zum Täter.

Ich danke allen mutigen Menschen da draußen, die sich ihren jeweiligen Ängsten stellen und mir meine eigene Angst so deutlich vor Augen geführt haben.

von Ute Netzmann 22. September 2024
Als mein Sohn begann in die Schule zu gehen, fast 30 Jahre nach meiner eigenen Schulzeit, wurde ich plötzlich mit massivem Notenstress und der damit verbundenen Angst konfrontiert. Mein eigenes Schultrauma ploppte brutal an die Oberfläche und ich erlebte das als so schmerzhaft, dass es mich förmlich zwang, mir meine Gedanken über Noten und die Lehrer meines Sohnes anzuschauen. Durch die Fragen von The Work konnte ich alte Glaubensmuster lösen, mich von meinem Notenstress befreien und ich begann Frieden mit seinen Lehrern zu finden. Hiervon erzähle ich im ersten und zweiten Teil der Geschichte. Das war jedoch erst der Anfang, denn durch die Beschäftigung mit diesem Schulthema wurde mir letztendlich bewusst, dass noch ein weiterer und sehr wichtiger Schritt fällig war: Die Auseinandersetzung mit meinen eigenen Lehrern. Über sie hatte ich noch jede Menge bewertende und verurteilende Gedanken, die sich alles andere als friedlich anfühlten und ich stellte immer wieder erstaunt fest, wie sie weiterhin mein Leben beeinflussten. Diesen Teil der Geschichte widme ich also den Lehrern meiner Schulzeit. Zwei Gedanken, die meine Schulzeit prägten, waren: „Es interessiert die Lehrer nicht, wie es mir geht.“ und „Sie fordern nur von mir.“ Ich kann nicht sagen, dass ich es bewusst dachte, aber wenn ich mich in diese Zeit zurückversetze und mich in das Mädchen hineinfühle, das ich damals war, spüre ich es in jeder Körperzelle. Ich trug diese Gedanken immer mit mir. Als ich diese beiden Gedanken mit den Fragen von The Work untersuchte, fragte ich nicht die erwachsene Frau, die ich inzwischen bin, sondern begab mich zurück in das Jahr 1983 und schlüpfte wieder in die Rolle des Mädchens. Ich stellte die Fragen dem etwa 13-jährigen Mädchen, ließ es zu Wort kommen und erhielt überraschende Antworten, die mir einen neuen Blick auf die Sache gaben und einiges für mich ändern sollten. „Es interessiert Deine Lehrer nicht, wie es Dir geht.“ Wie reagierst Du, was passiert, wenn Du diesen Gedanken glaubst? Ich hasse meine Lehrer. Ich mache vor ihnen dicht, gebe nichts von mir preis. Niemals würde ich ihnen zeigen, wie es mir geht oder auf die Idee kommen, mit ihnen darüber zu reden. Ich baue Mauern um mich herum. Ja, jetzt wo das Mädchen spricht, kann ich es deutlich spüren. Ich hatte damals die Igelstacheln weit ausgefahren. Mich anzufassen hätte weh tun können. Außerdem hatte ich mir einen dicken Schutzpanzer zugelegt. Und mit den Stacheln, dem Panzer und meiner kompletten Abwehrhaltung stellte ich jemandem, der sich vielleicht für mich interessieren wollte, echte Hindernisse in den Weg. Ah, so war das also… Das war mir damals jedoch nicht bewusst, weil ich so dicht gemacht hatte, dass ich noch nicht einmal zu mir selbst durchdringen konnte. Wie behandelst Du Deine Lehrer, wenn Du glaubst, dass sie sich nicht dafür interessieren, wie es Dir geht? Ich behandele sie wie ein notwendiges Übel, das ich über mich ergehen lassen muss, mit dem ich aber möglichst wenig zu tun haben will. Ich verachte sie und gehe davon aus, dass alles an ihnen liegt. Ich denke, nur sie sind schuld und müssen alles tun, damit sich die Situation ändert. Ja, ich saß dort stumpf und gefühlslos meine Zeit ab, resigniert und in meiner Opferrolle gefangen und funktionierte mechanisch wie ein Roboter. Und nun kann sich sehen: Ich trug mit all dem definitiv auch etwas zur Sache bei. Wenn mir das bewusst wird, wirft das ein anderes Licht auf die Situation und es kann mir helfen, den Weg zur Versöhnung zu ebnen. Als erstes aber ist es nötig, mir selbst zu vergeben und die Illusion der Idee, ich hätte es anders machen können, zu durchschauen. Es fühlte sich für mich damals nicht gut an, so stachelig zu reagieren und definitiv: Wenn ich es anders hätte machen können, hätte ich es getan. Es geht also nicht darum, mich zu verurteilen, sondern lediglich wahrzunehmen, was tatsächlich stattfand, sodass ich das ganze Bild sehen und für alle Beteiligten mehr Verständnis entwickeln kann. Gehen wir also zur nächsten Frage: Was siehst Du nicht, wenn Du glaubst, es interessiert sie nicht, wie es Dir geht? Ich sehe nicht, dass die Lehrer auch Angst haben und irgendwie versuchen, das Richtige zu tun. Ich kann kein Mitgefühl mit ihnen haben. In meiner Klasse gibt es zwei Sorten von Schülern. Ein großer Teil, der brav alles mitmacht und einige Wenige, die provokant rebellieren. Das höchste aller Gefühle ist, dass die Schüler die Anweisungen befolgen und gute Leistungen bringen. Aber da ist niemand, der den Lehrern warmherzig, freundlich oder dankbar begegnet. Niemand von uns interessiert sich für die Lehrer. Und oft weht ihnen ein eiskalter Wind entgegen. Ich sehe nicht, dass das auch für sie schwer sein muss. All das sah ich damals nicht und glaubte nur, dass sie eine riesige Macht über mich hätten, als könnten sie alles über mich bestimmen, die totale Kontrolle über mich haben. Und jetzt wird mir bewusst, dass dies tatsächlich nicht so war. Wir hätten als Schüler so viel in der Hand gehabt, ergriffen aber nie die Chance. Das ist erstaunlich. Also: Warum machte ich bei diesem Spiel mit? Weil ich glaubte mit schlechten Noten dürfe ich nicht nach Hause kommen und weil ich glaubte, gehorchen zu müssen. Ich fühlte mich abhängig und den Lehrern gab ich dafür alle Schuld. „Es interessiert die Lehrer nicht, wie es Dir geht.“ Schließ deine Augen und atme einmal tief ein und aus. Wer wärst Du in der gleichen Situation dort in der Schule ohne den Gedanken? Ich würde das Verhalten der Lehrer, die Art und Weise wie sie unterrichten und mir begegnen, nicht so persönlich nehmen. Vielleicht würde ich einfach nur denken, ich sitze hier an einem langweiligen Ort. Das ändert viel. Es fühlt sich nicht mehr so emotional, erdrückend und schrecklich an. Ich könnte etwas aus meiner abwehrenden Haltung herauskommen. Vielleicht käme ich sogar auf die Idee, Fragen zu stellen, mich für etwas zu interessieren und somit aus der Langeweile auszusteigen. Ich könnte auch anfangen, mich für mich selbst zu interessieren, z.B. dafür, wie schlecht es mir mit den Matheaufgaben geht. Ja, ich könnte anfangen mich selbst wahrzunehmen und nach Lösungen zu suchen. Das ist es, was mir damals gut getan hätte: Interesse an mir selbst und Selbstfürsorge! Und gleichzeitig hätte es sich auch besser angefühlt, mich ebenso für die Lehrer zu interessieren. Mit dem Gedanken, dass sie sich nicht für mich interessieren, erschienen sie mir als Monster. Wie es einem Monster geht, dafür interessiert man sich in der Regel nicht, man will sich nur vor ihm schützen. Aber wie fühlt sich dann das Monster? Ohne den Gedanken, dass sie sich nicht für mich interessieren, wäre Raum gewesen, sie als Menschen mit ihrer Geschichte wahrzunehmen. Ich hätte mir vorstellen können, dass sie auch mal Kinder waren. Kommen wir nun zum zweiten Gedanken. „Die Lehrer fordern nur von mir.“ Diesen Gedanken untersuchte ich speziell in Bezug auf meine Mathelehrerin und wieder antwortete das 13- jährige Mädchen. Wie reagierst Du, was passiert, wenn Du glaubst, sie fordert nur von Dir? Ich sehe sie als eine völlig bescheuerte Frau, die nichts anderes tut, als von uns zu fordern. Ich ächze und stöhne innerlich, aber zeigen und artikulieren tu ich das nicht. Ich bin nicht in der Lage zu sagen: „Moment mal, das geht mir hier zu schnell.“ Die Möglichkeit, zu widersprechen, sehe ich gar nicht und quäle mich. Ich kann auch nicht sehen, dass es nicht die Mathelehrerin als einzelne Person ist, die fordert, sondern das Schulsystem. Ich übertrage meinen gesamten Frust auf sie und glaube, sie allein könne daran etwas ändern. Der Gedanke, dass sie ständig fordert, macht mir im Übrigen das Mathelernen noch schwerer. „Sie fordert nur von Dir.“ Wer wärst Du in der gleichen Situation ohne den Gedanken? Ohne den Gedanken würde es mir leichter fallen zu sagen: „Puh, anstrengend! Ich glaub ich kapier das hier alles nicht!“ Bei der Vorstellung, dass ich das laut gesagt hätte, muss ich lachen. Das fühlt sich so befreiend an! Ja, ohne den Gedanken, dass sie nur von mir fordert, hätte ich aus meiner Sprachlosigkeit herauskommen und mich authentisch zeigen können. Mir ist es damals nie in den Sinn gekommen, um Hilfe zu bitten. Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass irgendjemand aus unserer Klasse so etwas gemacht hätte. Wir ließen einfach alles über uns ergehen. Und wenn Widerstand geleistet wurde, dann nur auf provozierende, destruktive Weise, was sich auch nicht als hilfreich erwies. Also schauen wir noch mal genau hin: Wer hat da unglaublich viel von mir gefordert? Ich selbst war das. Ich habe immer gute Noten von mir erwartet und dass ich alles kapieren muss. Ich forderte von mir, dass ich stillschweigend funktionierte. Und umgedreht: Ich selbst forderte von meiner Mathelehrerin Innerlich die ganze Zeit etwas. Komplett anders wollte ich sie haben! Und das, was ich von ihr forderte - nämlich Fröhlichkeit, Lebendigkeit, Entgegenkommen, Mitgefühl, Achtsamkeit – das gab ich weder ihr noch mir selbst. Wenn ich all das sehe, befinde ich mich plötzlich mit ihr auf einer Ebene. Wir stehen als Menschen nebeneinander. Es ist, als wenn aus einem aufgeblasenen Ballon die Luft entweicht. Die Spannung ist raus. Mich von der Angst vor schlechten Noten meines Sohnes zu lösen und mit seinen Lehrern in Frieden zu kommen, war die eine Sache. Aber als ich mir meine Gedanken über meine eigenen Lehrer anschaute, fühlte es sich plötzlich an, als würde ich meine Geschichte umschreiben . Groll, den wir aus der Vergangenheit mit uns herumschleppen, und der Gedanke, dass etwas falsch gelaufen sei oder jemand sich hätte anders verhalten sollen, sind immer eine Last. Diese Last fiel von mir ab, denn nun konnte ich sehen, dass ich mit meinen Gedanken ganz klar meine Realität miterschaffen hatte. Durch die Fragen von The Work lösten sich meine beurteilenden Gedanken auf und das verändert nachträglich meine Vergangenheit. Es fühlt sich viel leichter an und lässt sich wohl am ehesten mit dem Wort Frieden beschreiben. Ein Zitat von Byron Katie, der Begründerin von The Work, lautet: „Das Schlimmste, was jemals geschehen ist, ist ein nicht hinterfragter Gedanke.“ Ist damit nun alles gut? Es ist ein Weg, denn auch heute noch ertappe ich mich immer wieder mal dabei, im Leistungsdenken zu sein und mir die Messlatte selbst hochzuhängen. In unserer Welt ist es weit verbreitet zu glauben, dass wir irgendetwas erreichen müssen. Glaubensmuster und Konditionierungen, die über viele Jahre geprägt wurden, hinterlassen Spuren. Das zeigt sich jedes Mal, wenn ich mich mit anderen vergleiche oder antreibe. Wo mache ich mir selbst noch Druck? Das darf ich mich fragen und die Konditionierung Stück für Stück auflösen, mich für mich selbst interessieren, statt nur von mir zu fordern .
von Ute Netzmann 30. August 2024
In Teil 1 dieser Geschichte erzählte ich, wie ich mir als Mutter meines eigenen Schultraumas bewusst wurde und mich vom Glauben an die Bedeutsamkeit von Noten befreien konnte. Dies geschah als mein Sohn auf eine Schule mit musikalischem Schwerpunkt ging und in der 6. Klasse das Notenniveau im Musikunterricht deutlich abstürzte, wobei er sich bei diesem Erdrutsch mit einer 6 in der Klassenarbeit an vorderster Front befand. Kurz nachdem ich diesen Schritt gegangen war und meine Angst vor Noten hinter mir ließ, folgte ein Elternabend auf dem mir klar wurde: Wenn ich für mein Kind wirklich hilfreich sein wollte, musste ich noch einen zweiten Schritt gehen, von dem ich nun erzählen möchte. Auf diesem Elternabend erklärte uns der Musiklehrer, unsere Kinder seien zu unkonzentriert und würden nicht die erforderliche Ernsthaftigkeit an den Tag legen. Am Lernverhalten unserer Kinder müsse sich dringend etwas ändern und wir als Eltern sollten darauf Einfluss nehmen. Kurz zusammengefasst: Die letzte Musikarbeit hatte einen Notendurchschnitt von 3,9 und er meinte, daran wären allein unsere Kinder und wir als Eltern schuld. Es fühlte sich für mich an, als hätte er gerade einen tiefen Graben zwischen uns geschaufelt. Über diesen Graben schaute ich mit finsterer Miene in seine Richtung und in mir grummelte es: „Er übernimmt keine Verantwortung! Ich will, dass er sich mal fragt, was der Notendurchschnitt mit ihm als Lehrer zu tun haben könnte! Ich brauche von ihm, dass er an die Kinder glaubt.“ Und ganz ehrlich, all diese Gedanken tauchten nicht erst auf dem Elternabend auf. Ich ging dort schon mit hochgekrempelten Ärmeln hin. Wie eine Löwenmutter wollte ich mich vor mein Kind stellen und mein Frieden, den ich mit dem Loslassen des Notenstresses gerade erst gefunden hatte, löste sich auf. Wir hatten diese Schule aufgrund ihres besonderen Charakters ausgewählt. Eine bessere Schule in unserem Umfeld kannte ich nicht, so dass ein Schulwechsel nicht in Frage kam. Aber wie würde sich mein Sohn fühlen, wenn er mitbekäme, dass ich seinen Lehrer für unfähig hielt und dachte, dass er seinen Job falsch mache. Wie würde er sich fühlen, wenn er dennoch jeden Tag wieder an diesen Ort gehen müsste? Mache ich dann meinen Job richtig? Meinen Job als Mutter? Mit meinen Gedanken über Noten hatte ich Stress ausgelöst, der sich auf mein Kind übertrug. Wäre das mit meinen Gedanken über seinen Lehrer anders? Hier kommen wir also zum zweiten Schritt. Es war an der Zeit, Klarheit und Frieden in meine Gedanken über den Lehrer zu bringen. Nicht so einfach in dem Moment, wo ich auf dem Elternabend sitze und mir der Kamm schwillt! Aber genau diese Schwellung führt mich zur Lösung. Der geschwollene Kamm ist das Symptom und was kann ich tun, um die Schwellung zum Abklingen zu bringen? Ich schaue mir die Ursache an – und das sind meine Gedanken. Byron Katie , die Begründerin von The Work, sagt: „Ich lasse meine Gedanken nicht los. Ich hinterfrage sie, dann lassen sie mich los.“ Und hier geht es nicht um positives Denken, Beschönigung oder Verdrängung. Es geht um einen Prozess der ehrlichen Auseinandersetzung mit mir selbst. Ich stelle mir die Fragen von The Work und gehe dabei in die Stille. „Der Musiklehrer übernimmt keine Verantwortung.“ Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich das glaube? Ich führe einen stummen Kampf mit dem Lehrer. Es fühlt sich an wie Tauziehen. Ich fühle mich weit von ihm entfernt. Da gibt es diesen tiefen Graben, der uns trennt, so dass ein Aufeinanderzugehen und ein konstruktives Miteinander nicht möglich sind. Wie behandele ich den Musiklehrer, wenn ich glaube, dass er keine Verantwortung übernimmt? Auf seiner Stirn sehe ich ein großes Schild, auf dem steht „inkompetent“. Ich nehme in dieser Situation nicht mehr wahr, was er als Lehrer leistet. Er ist für mich in dem Moment jemand, der gar keine Leistung vollbringt. Das ist nicht förderlich für unsere Beziehung und auch nicht fair. Ich behandele ihn innerlich herablassend und wenig wertschätzend. Ich verschließe mich vor ihm und wir sind auf jeden Fall keine Freunde mehr. Was sehe ich nicht, wenn ich glaube, dass er keine Verantwortung übernimmt? Ich vergesse, wie oft mein Sohn mir schon erzählt hat, dass dieser Lehrer immer wieder versucht, Fröhlichkeit unter den Kindern zu verbreiten. Ich sehe nicht, dass er auch einfach nur ein Mensch in diesem Schulsystem ist, der sein Bestes gibt und dass er aus seiner Sicht auf diesem Elternabend Verantwortung übernimmt, indem er versucht, uns Eltern mit ins Boot zu holen. Ich unterstelle ihm unterlassene Hilfeleistung und jetzt erkenne ich: Er sieht sich gerade am Ende seiner Lösungsmöglichkeiten. Es ist also nicht so, dass er nicht will , sondern er kann nicht und das ist eine Momentaufnahme, die sich ändern kann, aber sicher eher, wenn ich ihm wohlwollend und unterstützend begegne, als wenn es nur um gegenseitige Schuldzuweisung geht. Gegenseitige Hilfe war hier nun also gefragt. Ich als Mutter habe ihm aber in dieser Situation nicht geholfen, denn auf dem Elternabend war ich noch nicht in der Lage, mir diese Fragen zu stellen. Das tat ich erst im Nachhinein. Wozu bin ich nicht in der Lage, wenn ich glaube, der Lehrer übernimmt keine Verantwortung? Ich bin nicht in der Lage, ihn ernst zu nehmen und zu erkennen, dass er sich tatsächlich Sorgen um die Kinder macht. Ich kann ihn nicht dort abholen, wo er steht, und insofern sind wir uns überhaupt nicht begegnet. Das ist es, was oft an Schulen passiert, dass Eltern und Lehrer sich nicht wirklich begegnen und daher keine gemeinsamen Lösungen finden. „Er übernimmt keine Verantwortung.“ Wer wäre ich in der gleichen Situation ohne den Gedanken? Ohne den Gedanken kann ich zwei Möglichkeiten sehen. Erste Möglichkeit: Ich selbst übernehme die volle Verantwortung, indem ich hinter meinem Kind stehe, es seelisch und moralisch unterstütze und den Druck rausnehme. Und vielleicht reicht das schon. In unserem Fall kann ich bestätigen, dass es so war. Zweite Möglichkeit: Ich gehe mit dem Lehrer in Kontakt und versuche mit ihm eine Lösung zu finden, offen und ohne Vorwürfe, so dass wir uns nicht in Fronten gegenüberstehen. Und ja - das kann für mich als Mutter eine Herausforderung sein, wenn ich selbst noch im Schmerz bin. Dieser Weg ist auch nicht mal eben so schnell an einem Abend beschritten, aber es ist ein Weg, der sich lohnt. Ich kann diese beiden Möglichkeiten sehen und tätig werden. Das fühlt sich gut an, denn dann bin ich Herr der Lage und fühle mich nicht mehr ohnmächtig. Ja, es geht ums eigene Tätigwerden, denn auf dem Elternabend traf der Vorwurf, den ich ihm machte, genauso auf mich zu. Ich übernahm keine Verantwortung, in dem Moment wo ich nur verurteilte und erwartete, dass er uns entgegenkommt. Und mir wird bewusst, dass ich auch damals in meiner Schulzeit keine Verantwortung übernahm, sondern alles nur über mich ergehen ließ. Solange ich mich in irgendeiner Weise als Opfer fühle oder meinen Sohn als Opfer sehe, gibt es mit Sicherheit einen Teil in mir, der keine Verantwortung für mein eigenes Handeln übernimmt. „Ich will, dass er sich mal fragt, was der Notendurchschnitt mit ihm als Lehrer zu tun haben könnte.“ So lautete mein zweiter Gedanke auf dem Elternabend. Und was passiert, wenn ich das glaube? Ich zücke mein Schwert und es wird weitergekämpft. Welchen Kampf führe ich da? Ich führe den Kampf weiter, den ich damals stumm rebellierend gegen meine eigenen Lehrer führte, als ich mich in meiner Schulzeit hilflos und ausgeliefert fühlte. Bääm! Da zeigt sich mein Schultrauma wieder. Und wieder vermischt es sich mit der Situation meines Sohnes und erweist sich als nicht hilfreich. Denn das haben wir ja nun schon geklärt: Kämpfen hat noch nie wirklich Frieden geschaffen! Nicht anders sieht es bei meinem dritten Gedanken über den Musiklehrer aus: „Ich brauche von ihm, dass er an die Kinder glaubt.“ Dieser Gedanke ist mit uraltem Schmerz verbunden. Ich befinde mich sofort wieder in meiner Kindheit und bei dem Gedanken, dass in meiner Schulzeit irgendjemand an mich geglaubt haben könnte, breche ich in hysterisches Kichern aus. Diesen Schmerz möchte ich meinem Sohn und den anderen Kindern ersparen. Ich fletsche die Zähne und bin die Kämpferin für die Gerechtigkeit. Wer wäre ich in der gleichen Situation ohne all diese Gedanken über den Lehrer? Ich könnte aus meinem Schultrauma auftauchen, in meine Kraft kommen und hilfreich tätig sein. Indem ich darauf vertraue, dass ich weiß, was mein Sohn braucht und was bei ihm gerade los ist. Indem ich fest an ihn glaube auch an mich selbst als Mutter und mein Konzept glaube. Dann gibt es keinen Grund mehr irgendetwas zu verteidigen oder zu beschützen. Dann habe ich Klarheit und bin unabhängig. Ohne all diese Gedanken, könnte ich dem Lehrer zuhören, wirklich wahrnehmen, was er sagt und genau dort anknüpfen. Wenn ich von meinem eigenen Schmerz befreit bin, kann ich aus meinem Film aussteigen und dem Lehrer helfen, aus seinem Film auszusteigen, indem ich konstruktive Ideen einbringe. Ich könnte die gute Fee auf dem Elternabend sein, denn mir würde das Herz nicht mehr bis zum Hals schlagen. Ich könnte Impulse geben und dies entspannt so zum Ausdruck bringen: „Die Kinder haben gerade eine Durststrecke, aber sie schaffen das. Wichtig ist, dass wir an sie glauben und ihnen vertrauen. Haben Sie schon einmal mit den Kindern gesprochen und sie gefragt, was sie brauchen? Wollen wir das mal machen?“ Ich könnte sagen: „Ich kenne das von mir: Wenn ich mich in einer Situation mit dem Rücken an der Wand und gestresst fühle, fällt es mir schwer gute Leistung zu bringen. Geben wir den Kindern noch etwas Zeit und machen wir vor allen Dingen keinen Druck.“ Bei all dem brauche ich von mir, dass ich an den Lehrer glaube. Ja, ich möchte Vertrauen in den Lehrer haben und das ins energetische Feld setzen. Ich will den Lehrer nicht abschreiben. Unsere Gedanken erschaffen doch unsere Realität! Ich wünsche mir sehr, dass sich an unserem Schulsystem etwas ändert, so dass unsere Kinder mit Freude und Leichtigkeit lernen können und ich würde mich freuen, wenn dies geschähe, ohne dass wir irgendjemanden zurücklassen. Die Kinder nicht und genauso wenig die Lehrer. Es wäre grandios, wenn wir es fertigbrächten, an der Stelle, wo Sand im Getriebe ist, mit allen Beteiligten zusammen Frieden zu schaffen. Immer wenn Du denkst, irgendjemand sollte an Dein Kind glauben , dann kannst Du Dich fragen: Glaube ich an mein Kind? Finde drei konkrete Beispiele dafür, inwiefern Du an Dein Kind glauben solltest. Du brauchst, dass die Lehrer Dein Kind unterstützen? Finde drei konkrete Beispiele, wie Du Dein Kind unterstützen kannst und frage es, welche Unterstützung es sich wünscht. Die Lehrer sollten sich anders verhalten? Wo ist Dein Part? Was kannst Du Positives ins Feld setzen? Die innere Auseinandersetzung mit dem Lehrer meines Sohnes bzw. mit mir selbst, zeigte mir deutlich, dass es da noch einen dritten Schritt gab, den ich gehen durfte: Frieden mit meinen eigenen Lehrern finden und damit mein Schultrauma heilen. Damit beschäftige ich mich im dritten Teil dieser Geschichte. Ein großer Schritt, der auch nicht an einem Nachmittag getan ist, aber vielleicht der wichtigste Schritt , denn es reicht nicht, mich an das Schultrauma zu erinnern. Es geht um Heilung und Heilung geschieht durch Vergebung.
von Ute Netzmann 22. August 2024
Vor einigen Wochen gab es einen wunderbaren Moment in meinem Leben, als ich hörte, wie mein Sohn zu einem Freund sagte: „Meiner Mutter ist es egal, mit welchen Noten ich nach Hause komme.“ Ich kann Euch kaum beschreiben, was ich da fühlte: Solch eine Freude! Konfetti-Regen! Denn eine Mutter, die entspannt mit Schulnoten umgeht, war ich nicht schon immer. Im Gegenteil: Es gab eine Zeit, wo ich Noten einen hohen Stellenwert gab, enormen Notenstress hatte und diesen an meinen Sohn weitergab. Das Stress-Level musste erst ein hohes Niveau erreichen, bis ich erkannte, dass es ausschließlich etwas mit mir zu tun hatte. Es war mein Stress, der da ablief und es war mein Problem, um das ich mich kümmern musste. Ich möchte Euch mit auf den Weg nehmen und von der Zeit erzählen, wo ich dachte, sie werden meinen Sohn wegen schlechter Noten von der Schule schmeißen und ich möchte Euch von einem Werkzeug erzählen, das mir half, mein eigenes Schultrauma zu entdecken und mich vom Notenstress zu befreien, so dass mein Sohn heute zu Recht sagen kann, dass seiner Mutter Noten egal sind. Fangen wir von vorne an: Die gesamte Grundschulzeit meines Sohnes war geprägt von Leistungsdruck. Selbst wenn er krank war, musste er alle Schulaufgaben nacharbeiten. Ich weiß nicht, wie oft die Lehrerin uns erzählte, mein Sohn sei zu langsam. Ab der 3. Klasse wurde benotet und in der ersten Mathe-Arbeit schrieb er eine 4. Ich selbst hatte in der Schule sehr mit Mathe zu kämpfen, aber bei mir fing das erst in der 7. Klasse an. Wo sollte das hinführen, wenn er schon in der 3. Klasse eine 4 bekam? Ich machte mir große Sorgen und obwohl ich mich erinnerte, wie stressig es war, als meine Mutter damals mit mir Mathe übte, wiederholte ich ein altes Muster, und saß nun selbst entnervt mit meinem Kind und den Mathehausaufgaben am Tisch. All diese Probleme schienen sich aufzulösen als mein Sohn ab der 5. Klasse auf eine Schule mit musikalischem Schwerpunkt wechselte. Musik war und ist seine Leidenschaft und vom ersten Augenblick an fühlte er sich dort wohl. Die vielen musikalischen Aktivitäten und die familiäre Atmosphäre machten alles andere, was eine Regelschule sonst so mit sich bringt, wieder wett. Sogar in Mathe lief es viel besser. Bis zu dem Zeitpunkt, als er in der 6. Klasse in Musik plötzlich 4en und 5en kassierte und letzten Endes in der großen Musikarbeit eine 6 schrieb. Eine 6 in Musik auf dieser Schule! Das ist das Ende, dachte ich. „Sie werden ihn von der Schule schmeißen!“ In Windeseile spielten sich vor meinen Augen Horrorszenarien ab. Ich sah unseren Traum platzen, sah, wie er die Schule verlassen muss, auf eine „normale“ Schule wechseln und dort leiden würde. Aufgeregt rief ich meine Freundin in Berlin an, die Musiklehrerin ist und sie gab meinem Sohn telefonisch etwas Nachhilfe. Und dann kam der Moment, der mich komplett wachrütteln sollte. Mein Sohn kam mit der nächsten Musik-Arbeit nach Hause. „Mama ich habe eine 3!“, verkündete er mit glänzenden Augen. Vor Freude strahlend saß er neben mir auf der Couch und zeigte mir, bei welchen Aufgaben er besonders viele Punkte bekommen hatte. Ich aber tippte nur mit spitzem Finger auf die Arbeit und fragte: „Warum hast du hier nur 12 von 20 Punkten?“. Ich schaute nur auf die fehlenden Punkte. Der angsteinflößende Gedanke, dass sie ihn von der Schule schmeißen werden, hatte mich aus irgendeinem Grund noch nicht verlassen. Ich spürte die Angst vom Hals bis zum Unterbauch. Ich wusste nicht, wo sie herkommt, und es war auch kein Raum vorhanden, um darüber nachzudenken, denn sie kontrollierte mich. Vielleicht denkt nun der eine oder andere: „Eine 3 in Musik? Wo ist denn das Problem? Bei uns hagelt es in den Hauptfächern 5en und 6en. Mein Kind leidet fürchterlich in der Schule. Das sind echte Schwierigkeiten! Aber was ist, wenn uns die Angst packt und fest im Griff hat? Dann spielt es keine Rolle, ob es um eine 6 in Mathe oder um eine 3 in Musik geht. Die Frage ist in beiden Fällen: Woher kommt die Angst? Es geht um die Macht und Auswirkung unserer Gedanken und wie wir da aussteigen können, möchte ich an meinem Beispiel erklären. „Sie werden meinen Sohn von der Schule schmeißen!“ Das war mein angsteinflößender Glaube und als scheinbar logische Konsequenz folgte mein nächster Gedanke: „Ich will, dass mein Kind in Musik Einsen und Zweien schreibt!“ Autsch! Anstatt mich mit ihm zu freuen, erklärte ich ihm, dass das alles noch besser werden müsse. Er verließ die Couch und ging in sein Zimmer. Da saß ich nun allein und spürte plötzlich einen so großen Schmerz, dass es mir fast das Herz zerriss. Meine eigene Reaktion machte mich zutiefst traurig und ich wusste, dass jetzt wirklich etwas schiefgelaufen war. Das war der Moment, der mich hellwach rüttelte und ich wandte das Werkzeug an, von dem ich Euch jetzt erzählen möchte. Ich hatte damals gerade die Ausbildung zum Coach für The Work of Byron Katie begonnen und wusste, dass es in dieser Situation höchste Zeit für mich war, mir die Fragen von The Work zu stellen. Mit diesen Fragen untersuchst Du Deine stressvollen Gedanken und kannst zu Klarheit und Frieden gelangen und neue Wege und Handlungsmöglichkeiten entdecken. Ich saß also da, schloss die Augen und startete den Work-Prozess. The Work geschieht in der Stille auf meditative und langsame Weise, so dass die Antworten aus einer tieferen Ebene aufsteigen, und ich lade Euch ein, mitzufühlen. Wie reagierst Du, was passiert , wenn Du glaubst, sie werden Deinen Sohn von der Schule schmeißen?“ Ich reagiere panisch. Nicht eine Sekunde kann ich durchatmen und in Ruhe auf die Situation schauen. Die Angst, die ich im Brustraum spüre, fühlt sich nicht erwachsen an, und während ich da hinein spüre, werde ich plötzlich mit einem Schlag zurück in meine Kindheit katapultiert. Es tauchen Bilder aus der Schulzeit auf, in der ich mit angehaltenem Atem unterwegs war. Bilder von Lehrern, die mich unachtsam behandelten. Lehrer, die meine Leistungen nicht würdigten, die niemals sagten: „Toll, Ute. Das machst du gut. Weiter so!“, die mich scheinbar eher von der Schule geschmissen hätten, statt mich zu motivieren. Gleichzeitig taucht das Bild meines Vaters auf, der mir Leistung als hohes Gut vorlebte. Mit einer schlechten Note hätte ich mich nicht nach Hause getraut. Ich rutsche in diesen alten Film, fühle mich hilflos wie damals und kann nicht sehen, dass dieser Film hier und jetzt nicht stattfindet. Ich vermische meinen Schwarzweiß-Film mit dem bunten Film meines Sohnes. Wie behandelst Du Deinen Sohn , wenn Du glaubst, sie werden ihn von der Schule schmeißen? Mein Kindheits-Schmerz, den ich damals tief nach unten drückte, ploppt mit aller Gewalt an die Oberfläche. Aber damit bin ich nicht hilfreich für ihn, ich gerate unter Druck und gebe diesen Druck an ihn weiter. Ich sehe nicht, dass der Sprung von der 6 zur 3 tatsächlich ein Riesen-Fortschritt und seine Freude absolut verständlich ist, und dass hier erst einmal gefeiert werden darf. Wie behandelst Du die Lehrer Deines Sohnes , wenn Du glaubst, sie werden ihn von der Schule schmeißen? Oh, meine Antwort auf diese Frage ist überraschend. Ich sehe seine Lehrer gar nicht, sondern projiziere das Bild meiner damaligen Lehrer auf seine Lehrer. Die Lehrer meiner Schulzeit hatten das Zepter in der Hand und ich hatte scheinbar nichts zu sagen. Getriggert durch diese Bilder aus meiner Vergangenheit baue ich augenblicklich ein Feindbild auf. „Sie werden ihn von der Schule schmeißen.“ Wozu bist Du nicht in der Lage, wenn Du diesen Gedanken glaubst? Ich bin nicht in der Lage, darauf zu vertrauen, dass alles gut ausgeht und dieses ruhige Vertrauen an meinen Sohn weiterzugeben, an ihn zu glauben und auch seinen Lehrern zu vertrauen. Was für eine Mutter wäre ich damals gewesen, wenn ich nicht geglaubt hätte, dass sie ihn von der Schule schmeißen werden? Wer wäre ich in der gleichen Situation ohne diesen Gedanken? Oh, der Unterschied ist so gravierend! Mit dem Gedanken schmiss ich ihn selbst gedanklich von der Schule. Ohne den Gedanken hätte alles weitaus weniger dramatisch ausgesehen. Ich hätte gelassener und ohne Angst reagiert. Ich wäre für meinen Sohn da gewesen, mit dem Wissen: Wir packen das! Ohne den Gedanken könnte ich aus meinem alten Film aussteigen. Willkommen in der Realität! Aber da gab es ja noch einen zweiten Gedanken: „Ich will, dass mein Sohn nur Einsen und Zweien in Musik schreibt!“ Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich das glaube? Ich bin genauso leblos und erstarrt, wie ich es als Kind war, als der große Leistungsdruck mich strammstehen ließ und ich bin kurz davor dieses Strammstehen an mein Kind weiterzugeben und von ihm nur Leistung zu erwarten. Wenn ich glaube, ich will, dass er nur Einsen und Zweien schreibt, bin ich nicht in der Lage bei ihm zu sein und ihn auf seinem Weg unterstützend zu begleiten. Als ich damals, auf der Couch sitzend, all diese berührenden Antworten fand, spürte ich förmlich, wie sich ein Schalter in mir umlegte, wie eine neue Bahn geschaffen wurde und ich stellte mir die abschließende Frage. „Ich will, dass er nur Einsen und Zweien schreibt!“ Wer wäre ich in der gleichen Situation ohne den Gedanken? Ohne den Gedanken könnten wir gemeinsam auf der Couch sitzen und uns freuen. Ja, von nun an wollte ich mit ihm das Leben feiern, egal welche Noten er bekam . Klack! Nun war ist es deutlich hörbar. Der Schalter hatte sich umgelegt. An diesem Tag kickte ich all meine angstvollen Gedanken über Noten ins Jenseits und konnte gelassen und mit Vertrauen auf mein Kind schauen. Ich kann Euch sagen: Nicht mehr an Noten gebunden zu sein, das ist Freiheit! Und diese Freiheit kann mir niemand anderes geben. Ich kann sie mir nur selbst geben und meinem Kind vorleben. Und was mein Kind letzten Endes daraus macht, ob es sich durch Noten unter Druck setzen lässt oder nicht, das steht nicht in meiner Macht. Auch mein Kind kann sich die Freiheit nur selbst geben. Es war so hilfreich für mich, zu diesem Zeitpunkt mein eigenes Schultrauma zu entdecken. Da ich eine gute Schülerin war, kam ich nie auf die Idee, dass ich ein Schultrauma haben könnte. Ich hatte es völlig verdrängt. An diesem Tag sah ich meinen Schmerz zum ersten Mal und konnte mich ihm zuwenden und damit war der erste Schritt getan: die Bewusstwerdung. Kurze Zeit später folgte ein Elternabend, auf dem mir klar wurde: Wenn ich wirklich für mein Kind da sein wollte, musste ich noch einen zweiten Schritt gehen. Auf diesem Elternabend machte der Musiklehrer auf den Ernst der Lage aufmerksam und wollte uns scheinbar erklären, am gesunkenen Notenniveau seien allein unsere faulen und unwilligen Kinder schuld. Ich saß auf meinem Stuhl und tobte innerlich: „Er übernimmt keine Verantwortung! Ich will, dass er sich mal fragt, was der Notendurchschnitt mit ihm als Lehrer zu tun haben könnte.“ Wo war mein Frieden auf einmal hin? Wie es weiterging und wie ich im zweiten Schritt Frieden mit seinen Lehrern fand, erfährst Du im zweiten Teil der Geschichte, der hier in Kürze veröffentlicht wird.
von Ute Netzmann 12. Juli 2024
Byron Katie sagt, wenn sie ein Gebet hätte, würde es lauten: „Herr, bewahre mich vor dem Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung und Wertschätzung. Amen.“ Heißt das, dass ich gar keine Bedürfnisse mehr haben darf und dass mir alles egal sein soll? Wie darf ich mir ein solches Leben vorstellen? Ich möchte diesen Fragen mit Hilfe eines kleinen Beispiels nachgehen. Denn für mich ist dieses Zitat eines ihrer wesentlichen Zitate. Es bringt alles auf den Punkt. Wenn wir die Bedeutung dieser Worte vollkommen verinnerlicht hätten und in die Tat umsetzten, dann hätten wir einen Haufen Probleme weniger und wären weitaus glücklicher. Stellen wir uns also eine Mutter vor, die gerade in der Küche das Frühstück zubereitet. Ihr Sohn, der sich auf dem Weg zum Erwachsensein befindet, betritt die Küche mit den Worten: „Wie wird das Wetter heute?“. Die Mutter antwortet: „Keine Ahnung. Ich schaue keinen Wetterbericht mehr, weil es sich sowieso ständig ändert.“ Darauf fragt der Sohn: „Ja und was soll ich dann anziehen?“ An dieser Stelle hört die Mutter einen leicht pampigen, fordernden Tonfall und wittert eine gewisse Stimmung. Im Bruchteil einer Sekunde schaltet sich ihr Ego ein und sie wechselt in einen bestimmten Modus, der sie automatisch antworten lässt: „Ich bin doch nicht der Wetterdienst.“ Die Situation ist klein und unscheinbar, aber dennoch wunderbar geeignet, stellvertretend für all die anderen Situationen, die sich im Großen und Kleinen in zwischenmenschlichen Beziehungen abspielen. Es könnte also genauso gut um den Ehemann gehen, der nach einigen Jahren Ehe scheinbar nicht mehr liebevoll reagiert, um den Chef, der unzufrieden mit ihrer Leistung ist oder den Nachbarn der ärgerlich etwas über den Gartenzaun ruft. Gehen wir zu dem Moment zurück, kurz bevor die Mutter verkündet, dass sie nicht der Wetterdienst sei. Welche Gefühle tauchten da in ihr auf? Wenn die Mutter sich einen Moment Zeit nimmt und hier hinein spürt, dann kann sie wahrnehmen, dass sie sich in irgendeiner Weise bedroht fühlte. Sie fühlte sich nicht sicher, fühlte eine Form von Angst. Vielleicht machte sich das zunächst als Ärger, Wut oder Enttäuschung bemerkbar. Und was ist die Ursache für diese Gefühle? Die Antwort auf diese Frage kommt nicht sofort. Auch hier muss die Mutter sich Zeit nehmen, um hineinfühlen. Vielleicht sagt sie, die Ursache wäre, dass ihr Sohn unfreundlich mit ihr spricht. Wenn sie hier jedoch weiter forscht, sich fragt, was das Schlimme daran ist, und ihren unangenehmen Gefühlen auf den Grund geht, taucht schließlich die Antwort auf: „Dass mein Sohn so mit mir spricht, bedeutet, dass er mich nicht liebt.“ Das Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung oder Wertschätzung scheint also in diesem Moment nicht erfüllt zu sein. Die Art und Weise wie der Sohn sich äußert sagt aus, dass er sie nicht liebt? Wie reagiert die Mutter, wenn sie das glaubt? Sie versucht automatisch sich zu schützen. Wie behandelt sie ihren Sohn , wenn sie glaubt, dass er sie nicht liebt? Sie behandelt ihn wie jemandem, der ihr gefährlich werden könnte. Sie begegnet ihm schnippisch. Dadurch, dass sie sich in irgendeiner Weise im Angstmodus befindet, kann sie ihm nicht mit Liebe begegnen. Sie katapultiert sich aus ihrer Mutterliebe heraus. Wie geht sie mit sich selbst um , wenn sie glaubt, dass das Verhalten ihres Sohnes zeigt, dass er sie nicht liebt? Sie hat Selbstzweifel. Sie ist sich in dieser Situation nicht völlig darüber im Klaren, dass sie nichts als liebenswert ist. Sie öffnet gedanklich einen Raum dafür, dass jemand sie so behandeln könne, als wäre sie nicht liebenswert. Sie könnte Byron Katies Gebet für sich wie folgt umformulieren: „Herr, bewahre mich davor zu glauben, ich sei nicht liebenswert. Bewahre mich davor zu glauben, an mir wäre etwas nicht in Ordnung.“ Wozu ist die Mutter nicht in der Lage , wenn sie glaubt, es bedeutet, dass ihr Sohn sie nicht liebt? Sie ist nicht in der Lage, ruhig und entspannt zu sein, in vollem Bewusstsein, dass zwischen ihr und ihrem Sohn Liebe ist und dass diese Liebe nur verschwunden scheint, dadurch dass bei ihr und ihm irgendwelche Programme ablaufen. Sie ist nicht in der Lage zu sehen, welches Programm gerade bei ihrem Sohn läuft. Vielleicht befindet er sich unter Zeitdruck und möchte daher schnell wissen, was er anziehen soll. Welches Programm es ist, spielt im Grunde genommen keine Rolle. Es wäre allein schon hilfreich, wenn sie erkennen würde, dass da in ihrem Sohn irgendetwas vorgeht, was sie fälschlicherweise als fehlende Liebe interpretiert. Und diese Interpretation wiederum entsteht durch ihr eigenes Programm. Bei Mutter und Sohn laufen also gleichzeitig Filme, die in diesem Moment die Liebe verdecken. In unzähligen zwischenmenschlichen Begegnungen läuft teils völlig im Unbewussten und teils halb bewusst, die Sorge: Liebst du mich? Erkennst du mich an? Wertschätzt du mich? Bin ich hier in Sicherheit und kann mich geborgen fühlen? Werde ich verstanden und angenommen? Wer wäre die Mutter, wer wären wir, wenn wir diese Dauerschleife durchbrechen und ohne den Gedanken wären, jemand würde uns nicht lieben, anerkennen oder wertschätzen? Wer wäre die Mutter in der Küche, in genau der gleichen Situation, ohne den Gedanken? Die Frage des Sohnes, was er dann anziehen solle, würde sie nicht emotional treffen. Sie würde nichts hineininterpretieren, könnte vollkommen in ihrer Mitte bleiben und vielleicht antworten: „Schau doch grad mal den Wetterbericht.“ Es gäbe kein Problem.
von Ute Netzmann 14. Oktober 2023
„Was ich nicht möchte, was du von mir weißt ...“ so lautet die Überschrift dieser Geschichte. Es geht hier heute um Dinge, für die Du Dich schämst. Wo Du sehr darum bemüht bist, sie vor anderen zu verbergen. Dinge, von denen Du glaubst, dass sie nicht liebenswert oder nicht besonders rühmlich sind. Vielleicht ist es ein Fehler, den Du einmal begangen hast, eine Schwäche oder sonst irgendetwas, von dem Du denkst, die Menschen würden Dich bewerten oder verurteilen, wenn sie das wüssten. Ich meine nicht die Kleinigkeiten, die wir im alltäglichen Miteinander voreinander versuchen zu verbergen, sondern etwas, von dem ich am liebsten möchte, dass es niemand weiß, noch nicht einmal jemand, der mir nahesteht und den ich liebe. Da ist also dieser Mensch, den ich liebe und mit dem ich gerne verbunden sein möchte, z.B. mein Partner. Und da ist diese eine Sache, von der ich glaube: „Ich will, dass er das nicht von mir weiß. Ich will, dass er das nicht sieht. “ Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich das glaube? Diese Frage richte ich nicht an meinen Verstand, sondern ich werde still, lass die Frage in mich hineinsinken und lausche in Ruhe, welche Antwort auftaucht. Als erstes taucht eine Erkenntnis in Form einer weiteren Frage auf, die mich voll erwischt. Wie tief geht meine Verbindung, wie weit kann ich mich auf meinen Partner einlassen und in wahren Kontakt gehen, wenn ich latent immer damit beschäftigt bin, etwas zu verstecken? Wenn ich glaube, dass er bestimmte Dinge nicht sehen soll, hat das Auswirkung auf mein gesamtes Sein. Ich kann mich gar nicht frei zeigen, mit allem, was ich bin. Wie soll da eine gute Verbindung entstehen? Das ist wie ein Glas klares Wasser, in das ich einen kleinen Erdkrümel werfe. Das Wasser ist getrübt. Die Verbindung ist getrübt. Ich lasse die Frage weiter in mir wirken: Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich glaube: „Ich will, dass er das nicht weiß.“ ? Dann gebe ich dem, was ich versuche zu verbergen, eine Bewertung. Da ist etwas Schlimmes an mir, etwas Schlechtes. Ich mag diese eine Sache an mir selbst nicht. Und wie fühle ich mich damit? Das macht Angst, ich bin besorgt, ich kann es sogar körperlich fühlen. Gleichzeitig erwarte ich aber von meinem Partner, dass er mich liebt. Das hört sich nicht nach einem Plan an, der gut funktionieren kann. In meiner Ausbildung zum Coach für The Work durfte ich eine Erfahrung machen, die mich sehr überraschte. Da gab es diese Übung, wo wir aufgefordert wurden, eine Sache, von der wir am liebsten möchten, dass es niemand weiß, vor der gesamten Ausbildungsgruppe zu teilen. Bis zu dem Zeitpunkt gab es ein dunkles Kapitel in meiner Vergangenheit, von dem ich keinem einzigen Menschen erzählt hatte, aus Scham. Und nun sollte ich es vor der gesamten Gruppe teilen. Mir schnürte es die Kehle zu, so dass ich für eine Weile gar nicht sprechen konnte. Unter Tränen brachte ich es schließlich hervor. Nun hatte ich es ausgesprochen. Und da geschah etwas für mich wirklich Erstaunliches. Eine unendliche Last fiel von mir ab. Eine Last, die ich mehr als 25 Jahre mit mir herumgetragen hatte. Es war wie ein Befreiungsschlag. Dieses dunkle Geheimnis zu bewahren, hatte mich so viel Kraft gekostet. Ich saß da, hatte es gesagt und niemand wandte sich von mir ab. Aber das Beste war: In dem Moment, wo ich es ausgesprochen hatte, hatte ich mich mir selbst zugewandt. Ich war nun für mich da. Ich konnte meinen Schmerz sehen. Denn den hatte ich zusammen mit der Sache tief vergraben. Ich konnte meine Verletztheit und Unschuld sehen und beginnen, mich anzunehmen mit dem, wie es vor 25 Jahren war. Solange ich die Sache versteckte, hielt ich sie für mich selbst im Dunkeln und verwendete meine ganze Energie auf das Verstecken. Nun war sie auf dem Tisch, ich konnte sie von allen Seiten anschauen und etwas damit machen. Ich hörte auch die Geschichten all der anderen Menschen aus der Gruppe und niemand wurde verurteilt. Wir hatten alle Mitgefühl füreinander. Wie behandele ich meinen Partner, wenn ich glaube: „Ich will, dass er das nicht weiß.“ ? Ich vertraue ihm nicht. Ich traue ihm nicht zu, dass er mitfühlend sein wird. Ich blende das aus, bin nicht in der Lage, mir das vorzustellen. Wie wäre es, wenn mein Partner mich trotz meiner Schwäche, meines vermeintlichen Fehlers liebenswert fände? Genau wie die Menschen in meiner Ausbildungsgruppe. Wie wäre es, wenn ich herausfinden würde, dass ich der einzige Mensch bin, der sich für das, was ich getan habe oder für das was ich bin, verurteilt? Wer wäre ich, wenn ich den Gedanken, dass ich will, dass er das nicht weiß, nicht mehr glauben würde? Auch diese Frage richte ich nicht an meinem Verstand, sondern an eine tiefere Ebene. In Stille und Ruhe. Wer wäre ich ohne den Gedanken? Ich wäre frei. Ich wäre frei, ihm, mir selbst und dem Leben wirklich zu begegnen. Das ist alles. Und das ist so groß und fühlt sich so weit an. Das ist es, was ich wirklich will. Ich will, dass er mich sieht, mit allem, was ich bin! Damit ändert sich die Überschrift dieser Geschichte. Aus „Was ich nicht möchte, was du von mir weißt“ wird „Was ich möchte, was du von mir weißt…“ Als erstes aber möchte ich mich nicht mehr für mich selbst schämen. Ich will, dass ich die Dinge, die mich ausmachen oder die ich getan habe, nicht als krankhaft oder schlecht ansehe. Ich will, dass ich es nicht als unverzeihlich ansehe und mir selbst vergeben. Mir hat allein schon die Übung im Rahmen der The-Work-Ausbildung den Weg geebnet, mit mir selbst in Frieden zu kommen. Oft ist es aber so, dass wir mehrere Glaubenssätze tief in uns verankert haben, die uns daran hindern, uns selbst vergeben zu können. Wenn sich eine Mutter zum Beispiel in einer Lebensphase nicht um ihre Kinder gekümmert hat, dann wird sie vielleicht denken: Ich habe als Mutter versagt. Ich habe meinen Kindern dadurch Schaden zugefügt. Ich bin ein schlechter Mensch. Sie denkt dann vermutlich nicht nur, dass sie ein schlechter Mensch sei, sondern dass auch andere denken würden, sie sei ein schlechter Mensch, wenn sie das von ihr wüssten. Wenn sie diese Gedanken als unumstößliche Wahrheit ansieht, wird sich das grausam für sie anfühlen. Solche Gedanken können Stress und Panik auslösen. Wenn man die Gedanken jedoch Stück für Stück mit den Fragen von The Work anschaut, kann man die Dinge in einem anderen Licht sehen und der Albtraum hat ein Ende. Ich will, dass ich an mir selbst nichts sehe, was zu verurteilen wäre und genauso möchte ich auch auf meinen Partner schauen. Denn wenn ich mir von ihm wünsche, dass er sein Augenmerk auf das Positive an mir richtet, kann ich nicht gleichzeitig an ihm herumkritisieren. Ich will, dass ich ihn mit seinen Schwächen liebe, so wie ich es mir auch von ihm wünsche. Ich will mein Herz für ihn öffnen. Dazu gehört auch, dass ich ihm vertraue und davon ausgehe, dass er mitfühlend ist. Was jedoch nicht unbedingt heißt, dass ich ihm alles von mir erzählen muss. Wenn es sich z.B. um eine Sache handelt, die ich vor vielen Jahren getan habe und nun schon lange nicht mehr tue, dann ist es für unsere Partnerschaft möglicherweise ohne Belang, denn er ist ja hier und jetzt mit dem Menschen, der ich jetzt bin, zusammen. Wenn ich mit dem, was war, im Frieden bin und ganz klar habe, dass es in meinem jetzigen Leben keine Rolle mehr spielt, dann muss ich vielleicht nie wieder mit irgendjemandem darüber sprechen und kann mit mehr Freude in der Gegenwart sein. Foto von Drew Dizzy Graham auf Unsplash
von Ute Netzmann 5. März 2023
Heute möchte ich die Geschichte einer Frau erzählen, die mit Hilfe von The Work eine Entscheidung traf, die schlagartig ihren Stress in Freude verwandelte. Die Geschichte erzählt davon, wie unsere Gedanken uns manchmal die Sicht auf eine gute und klare Entscheidung vernebeln und wie The Work den Nebel auflösen kann. Die Frau ist Anfang 40 und hat vor einigen Jahren ein Studium abgebrochen. Das ist erst einmal nur eine Tatsache: Ich habe ein Studium begonnen und ein Studium abgebrochen. Okay und wo ist das Problem? Als ich ihr die Frage stellte, was das Schlimme daran sei, sagte sie: „Ich habe versagt.“ Das ist ein Gedanke, der schlaflose Nächte mit sich bringen kann. Starten wir nun also mit der Geschichte, in der ich die Frau selbst sprechen lasse. Meine Entscheidung Stell Dir vor! Ich hab‘ eine Entscheidung getroffen! Ich habe mich für ein Astrologie-Studium angemeldet. Ich bin so begeistert und ich freue mich darauf. Und ich kann Dir sagen, bis vor kurzem sah das noch ganz anders aus. Die ganzen letzten Jahre sah das anders aus. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, ob ich noch einmal einen Studien-Versuch wagen sollte, denn seit ich vor vier Jahren mein Studium abbrach – und das schon zum zweiten Mal - quälten mich Selbstvorwürfe und Schuldgefühle. Seit dieser Zeit kreiste es immer wieder in meinem Kopf: Ich bin über 40 und habe noch keinen Berufsabschluss. Immer wenn mich jemand fragte, was ich beruflich mache, stand ich da und wusste nicht, was ich sagen soll. Ich bin ja nichts, habe keinen Abschluss. Ich dachte, ich hätte versagt. Dass ich genauso gute Arbeit leistete, wie meine Kollegen mit Abschluss, das konnte ich nicht sehen. Ich brauche einen Abschluss, um etwas vorzeigen zu können, so dachte ich. Ich schimpfte mit mir selbst und hielt mich für schwach und undiszipliniert. Angesichts meines Alters überkam mich langsam Torschlusspanik und gleichzeitig kämpfte ich mit der Angst, wieder zu versagen. Je mehr ich auf mich selbst Druck ausübte, desto mehr drehte ich mich im Kreis und war unfähig mich zu entscheiden, ob ich noch einen dritten Versuch riskieren sollte. Jetzt bin ich erfüllt von Ruhe und Vertrauen. Und wie kam es dazu? Der Gedanke, ich habe versagt, löste sich durch die Fragen von The Work auf. Und in dem Moment war plötzlich Raum dafür zu sehen und zu wissen, wer ich bin und was ich wirklich will! Auf einmal sah ich: Astrologie fasziniert mich doch schon so lange. Und mit dem Gedanken an ein Astrologie-Studium spürte ich sofort Glück und Zufriedenheit. Vorher war ich nicht in der Lage, zu schauen, was mir Freude macht und mich begeistert. Die ganze Zeit dachte ich, ich muss etwas bestimmtes vorweisen. Etwas, das gesellschaftlich anerkannt wird. Ja, wenn ich sagen könnte, ich bin Sozialpädagogin, das wäre was, dachte ich! Mann! Ich war nicht in der Lage, meiner inneren Stimme zu folgen. Ja, sie überhaupt zu hören! Und ich war nicht in der Lage, selbstbewusst zu sagen: Ich habe keinen Berufsabschluss. UND ich mache die Arbeit auch ohne Abschluss genauso gut wie meine Kollegen. Ohne mich rechtfertigen zu müssen. Stattdessen machte ich mich klein und war weit davon entfernt an mich zu glauben und zu mir zu stehen. Und jetzt? Ich bin so froh über meine Entscheidung! Ich folge einfach neugierig meinen Interessen und meine Begeisterung für Astrologie wächst mit jedem Studientag! Das Lernen fällt mir leicht und ich bin fast schon ungeduldig, noch mehr Wissen aufzunehmen. Durch die Fragen von The Work erkannte ich: Ich habe nicht versagt. Als ich das Studium abbrach, habe ich gut für mich gesorgt. Ich stand kurz vorm Burnout. Ich war Mutter zweier Kinder, die mich noch brauchten. Ich habe so viel geleistet in der Zeit. Und da saß ich angestrengt zwischen den gerade mal Zwanzigjährigen in der Uni. Das hat einfach nicht gepasst. Und nun weiß ich, dass die Uni nicht der richtige Ort für mich ist. Das Astrologie-Studium kann ich in meinem Tempo von zu Hause aus machen und gleichzeitig für meine Kinder da sein. UND ich habe nicht versagt, denn durch den Uni-Stress bin ich zu The Work gekommen. Und hey – weißt Du was – ich bin inzwischen sogar Coach für The Work. Da habe ich auch nicht versagt! Ich habe den Abschluss! Und ist der vielleicht nichts wert? Ich sag Dir was – der ist Gold wert! Mit dem, was ich durch The Work lerne, kann ich wirklich was anfangen. Ganz egal ob das ein Außenstehender beurteilen oder ermessen kann. ICH kann es deutlich in meinem Leben spüren. Auf mich kommt es an. Wenn mich jetzt jemand nach meinem Abschluss fragt, sage ich: Ich bin Mutter in ständiger Ausbildung, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach für The Work, Zweitkraft im Gruppendienst im Behindertenwohnheim und in Ausbildung zur Astrologin - und das fühlt sich cool an. Ich habe nicht versagt. Das Einzige, was hier manchmal versagte, war mein Denken. Mein Denken versagte, und zwar jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte versagt. Als ich mir selbst noch Druck machte und mit mir und meiner Entscheidung, das Studium abzubrechen unzufrieden war, dachte ich: „Ich will, dass ich eine Entscheidung treffe und das durchziehe.“ Ja, das will ich immer noch. Aber eine Entscheidung aus Freude , für etwas wofür ich brenne und dann stresst es nicht mehr.
von Ute Netzmann 17. August 2022
„Verteidigung ist der erste Schritt zum Krieg. Wenn mir jemand sagt, ich sei gemein, ablehnend, hart, unfreundlich und unfair, sage ich: Danke, mein Schatz, ich kann das alles in meinem Leben finden, ich bin all das und noch mehr. Sag mir alles, was du siehst […] Durch dich lerne ich mich selbst kennen. Wie könnte ich ohne dich die Stellen in meinem Inneren finden, die unfreundlich und unsichtbar sind?“ (Zitat Byron Katie) Für die meisten unter uns klingt diese Art und Weise mit Kritik umzugehen doch eher fremd und entspricht nicht dem Muster, mit dem wir gewohnter Weise aufwarten, wenn jemand meint, wir hätten etwas falsch gemacht. Ich wette auch Du kannst Dich gut an Situationen erinnern, wo Du Kritik als schmerzhaft empfandest, in die Rechtfertigung und Verteidigung gingst und Dir wünschtest, der andere wäre zufrieden mit Dir. Warum ist es so, dass wir uns unwohl fühlen, wenn uns jemand kritisiert? Warum haben wir Angst vor Kritik und was gibt es dabei zu verlieren? Der andere könnte doch Recht haben und wir könnten etwas daraus lernen und schauen, was wir ändern möchten. Oder aber wir könnten, unserer selbst sicher, sagen: „Von deiner Warte aus kann ich das verstehen. Und ich mache es so, weil das mein Weg ist.“ Wie schön wäre es, wenn wir ruhig und klar reagieren könnten, ohne den Gegenangriff zu starten oder den Rückzug antreten zu müssen. Byron Katie, die Begründerin von The Work, sagt, dass all Dein Stress, all Dein Unbehagen, nie durch das ausgelöst wird, was scheinbar tatsächlich geschieht, sondern einzig und allein durch Deine Gedanken, also durch die Art und Weise, wie Du die Dinge beurteilst. Zum Beispiel durch solch einen Gedanken, wie „Er meint, ich habe etwas falsch gemacht.“. Das mag zunächst merkwürdig oder wie eine Zumutung klingen. Der andere kann sagen was er will, darf sich verhalten, wie er will? Und dass ich mich dabei unwohl fühle oder dass es mich verletzt, soll nur an meinen Gedanken liegen? Und außerdem – was soll denn an dem Gedanken verkehrt sein? Er meint, ich habe was falsch gemacht - der Gedanke ist doch lediglich eine Tatsache! Byron Katie lässt diese These jedoch nicht einfach so im Raume stehen, sondern bietet mit The Work ein Werkzeug an, mit dessen Hilfe Du leicht überprüfen kannst, welch unglaubliche Macht Deine Gedanken haben und was für einen gravierenden Unterschied es machen kann, ob wir einen Gedanken für wahrhalten oder nicht. The Work ist eine Reise, in der Du auf meditative Art und Weise Antworten auf kraftvolle Fragen findest und die Dinge anschließend in einem völlig neuen Licht siehst. Ich möchte Dich heute mit auf diese Reise nehmen und eben diesen Gedanken, dass jemand meint Du hättest etwas falsch gemacht, mit The Work beleuchten. Dabei kannst Du Deine eigenen Antworten auf die Fragen von The Work finden und im kursiv Gedruckten werde ich meine Antworten und gewonnenen Erkenntnisse teilen. Möchtest du mitreisen? Dann lade ich Dich ein, in Deiner Erinnerung zu einem Ort und einer Situation zu gehen, wo Du dachtest, jemand meint, Du hast etwas falsch gemacht. Eine Situation mit der Du bis jetzt noch nicht völlig im Frieden bist. Vielleicht erinnerst Du Dich an mehrere solche Erlebnisse. Dann entscheide Dich für einen konkreten Moment. Der Moment, an den Du Dich am besten erinnerst oder der Dich am meisten getroffen hat. Begib Dich in diese Situation zurück, als wärst Du jetzt wieder dort und beantworte die folgenden Fragen aus der Situation heraus. Eine der Fragen von The Work lautet: Wie reagierst Du, was passiert, wenn Du den Gedanken glaubst? Wie reagierst Du in Deiner konkreten Situation, wenn Du glaubst, der andere meint, Du hast etwas falsch gemacht? Wenn Du magst, schließe jetzt, bevor Du meine Antworten liest, die Augen und beobachte welche eigenen Antworten aus Deinem Inneren aufsteigen. Der Gedanke hat eine Wucht. Er bringt mich mit einem Schlag aus meiner Ruhe und aus dem Gleichgewicht. Ich fühle mich getroffen und bin angespannt. Ich reagiere entrüstet, wütend, traurig und hilflos. Auf jeden Fall fühle ich mich unwohl und würde am liebsten so schnell wie möglich aus der Nummer herauskommen. Gib mir einen Lappen und ich wische es schnell weg. Kein Lappen da, okay, also versuche ich mich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Das ist jedoch nicht so einfach, denn entweder bin ich sprachlos und mir fällt nicht das Naheliegendste ein, was ich erwidern könnte oder aber ich blaffe zurück, greife den anderen an. Da sind wir auch schon bei einer weiteren Frage von The Work. Wie behandelst Du den anderen, in dem Moment wo Du glaubst, er meint, Du hast etwas falsch gemacht? (Wenn Du magst, schließe wieder erst die Augen…) Ich sehe ihn als Feind und werte es als Angriff. Damit gebe ich ihm viel Raum und Macht. Entweder hole ich zum Gegenschlag aus oder ich ziehe mich zurück und mache die Schotten dicht. Ich gehe automatisch in den Kampfmodus, greife den anderen direkt oder zumindest innerlich an. Ich denke, dass es falsch ist, was er da tut. So nach dem Motto: Wer mich blöd findet, den finde ich auch blöd. Ja, er macht was falsch, allein deswegen, weil er Kritik an mir äußert oder zumindest ist seine Art und Weise die Kritik zu äußern falsch! Ich nehme ihn nicht ernst, weise einfach alles von mir und fange an, bei ihm den Fehler zu suchen. Das mache ich, um mich zu schützen und um mich besser zu fühlen. Aber der Plan geht nicht auf, denn gut fühlt sich das nicht an. Ich bügele seine Kritik einfach weg und bin nicht in der Lage zu schauen, ob an dem was er sagt, was dran sein kann und ob ich etwas daraus lernen kann. Kritik als Geschenk annehmen? Oh, davon bin ich in dem Moment weit entfernt. Ich kann da kein Geschenk sehen. Und noch etwas Entscheidendes kann ich nicht sehen. Nämlich was in dem anderen tatsächlich vor sich geht. Was hat ihn veranlasst, diese Kritik zu äußern? Das will ich in dem Moment gar nicht wissen. Seinen Hintergrund, seine Bedürfnisse und seine Verletztheit sehe ich nicht und kann kein Verständnis dafür aufbringen. Wie gehst Du mit Dir selbst um, in dem Moment wo Du glaubst, er meint, Du hast etwas falsch gemacht? Es gibt da einen Teil in mir, der verunsichert ist und sich selbst in Frage stellt. Ich bin in diesem Moment nicht in der Lage, mir einfach nur mit einem breiten Lächeln zu begegnen, mag mich selbst nicht wirklich. Mir fehlt die völlige Klarheit darüber, dass ich so wie ich bin, okay bin. Oder anders ausgedrückt – ich ziehe mir den Schuh an. Und genau aus diesem Grunde trifft mich die Kritik. Was siehst Du nicht, in der Situation, wo Du glaubst, der andere meint, Du hast etwas falsch gemacht? Ich sehe nicht, dass er vordergründig überhaupt nicht sagen will, dass ich etwas falsch gemacht habe, sondern dass er vor allem von sich selbst und aus seiner Perspektive spricht. Er quält sich nicht mit dem Gedanken, ich hätte einen Fehler gemacht, sondern erzählt mir mit seiner Kritik von seinen eigenen unerfüllten Bedürfnissen, Sorgen, Nöten und Ängsten. Mit dem Gedanken etwas falsch gemacht zu haben, quäle ich mich ganz allein. Ich stehe da und erwarte von dem anderen, dass er seine Kritik fallen lässt und sieht, wie gut ich bin. Ja, ich erwarte, dass er mich freispricht. Dabei kann ich nicht sehen, dass er das in dem Moment von seiner Warte aus nicht kann. Jetzt ist es an mir herauszufinden, ob er mit seiner Kritik Recht hat. Weglaufen oder bockig sein und abwarten, dass der andere von seiner Position herunterkommt, löst die Sache nicht! Welchen Preis zahlst Du in Deiner Situation für den Gedanken, dass der andere meint, Du hast etwas falsch gemacht? Ganz einfach, dass ich nicht aus dieser Nummer herauskomme und auch nichts daraus lernen kann. Ich stecke in der Angst fest, mache mich verrückt und bin nicht in der Lage mit der Situation in den Frieden zu kommen, ohne dass der andere mir bestätigt, doch alles richtig gemacht zu haben. Ohne dass er mir seine Absolution erteilt. Wozu bist Du nicht in der Lage, in dieser Situation, wenn Du glaubst, der andere meint, Du hast etwas falsch gemacht? Ich kann nicht sehen, dass es nun zwei einfache Möglichkeiten gibt. Entweder ich stelle fest, dass mir der Schuh gar nicht passt und ziehe ihn wieder aus, bzw. ich ziehe ihn gar nicht erst an, sondern lasse ihn bei dem anderen. Oder ich erkenne, dass es tatsächlich mein Schuh ist und dass die Kritik etwas Wahres beinhaltet. Das wäre der Moment, in dem ich sagen könnte: „Ja, das ist tatsächlich mein Schuh, aber solch einen Schuh möchte ich gar nicht mehr tragen. Ich habe mich aus bestimmten Gründen bisher so verhalten und möchte das jetzt ändern.“ In dem Moment, wo der andere die Kritik äußert, bin Ich nicht in der Lage, diese zwei Möglichkeiten klar zu sehen und mich entweder selbst von der Kritik freizusprechen, klar zu mir zu stehen oder dem anderen zu sagen, dass er Recht hat. Ich bin noch nicht mal in der Lage ihm tatsächlich zuzuhören und mir wird nicht klar – wenn er wirklich Recht hätte, wäre es eine Chance, die er mir bietet, um mich weiterzuentwickeln. Stell Dir vor in der gleichen Situation wäre der Gedanke, dass der andere meint, Du hast etwas falsch gemacht, für einen Moment wie weggeblasen und nicht existent. Wer wärst Du ohne den Gedanken? Nimm Dir für diese Frage Zeit. Schließe die Augen und schau‘ wie sich die gleiche Situation anfühlt, wenn der Gedanke für einen Moment verschwunden wäre. Für den Fall, dass ich nichts Wahres in der Kritik entdecken kann, könnte ich klar und ruhig über mich selbst sprechen, ohne ins Wanken zu geraten und dem anderen erzählen, warum ich die Dinge genauso mache, wie ich sie mache. Ich könnte für mich prüfen – ist es für mich optimal, wie ich mich verhalten habe? Ist es für mich von Nutzen, fühlt sich das für mich richtig und gut an? Wenn ich diese Fragen aus tiefstem Herzen alle mit ja beantworten kann, könnte ich, ohne viel Worte zu machen, sagen: „Okay ich mache und sehe es anders als du.“ Mein Herz würde nicht mehr bis zum Hals klopfen. Ich könnte souverän für mich sprechen und zu mir stehen. Für den Fall, dass der andere mit seiner Kritik Recht hat, würde es mir ohne den Gedanken, dass er meint ich habe etwas falsch gemacht, leichter fallen, das zu sehen. Ich könnte die Situation plötzlich klarsehen und in die Selbstreflexion gehen. Ich könnte dennoch zu mir stehen, indem ich mir zunächst bewusst mache, warum ich bisher so gehandelt habe und mir selbst vergeben. Im nächsten Schritt könnte ich mein Bedürfnis mich weiterzuentwickeln und zu wachsen, anerkennen. Eigenverantwortung übernehmen und schauen, was ich ändern möchte. Ich könnte sehen, dass vor allem die Interaktion mit anderen Menschen mir Weiterentwicklung ermöglicht und dankbar sein für das, was der andere mir spiegelt und zeigt. In jedem Fall bräuchte ich keinen Schutzwall mehr. Verteidigung und Kampf könnten aufhören und die Verständigung beginnen. Ohne diesen Schutzwall wäre es mir möglich, sein Problem zu sehen – das was ihn vordergründig bewegt. Alles bekäme eine andere Wertigkeit und wäre nicht mehr so dramatisch. Ich könnte ihm offen zuhören und wäre kommunikativer. Vielleicht wäre ich einfach erstaunt über seine Kritik und würde ihn dazu befragen. Ohne Aufregung, ohne Angriff. Ich würde es wirklich wissen wollen und könnte seine Not, seine Gefühle und Bedürfnisse angstfrei sehen. Meine Angst und mein Feindbild würden sich in Mitgefühl verwandeln. Wie anders könntest Du Dein Leben leben, wenn Du nie wieder glauben würdest, dass irgendjemand meint, Du hättest etwas falsch gemacht? Wenn ich nie mehr glauben würde, dass irgendjemand meint, ich habe etwas falsch gemacht, könnte ich mein Leben völlig frei so leben, wie es zu mir passt. Ganz entspannt. Ich bräuchte mich nie mehr klein machen oder verstecken und aufpassen, dass der andere meine „Schandflecken“ nicht sieht. Ich müsste keine Norm mehr erfüllen und bräuchte nie mehr eine Maske aufsetzen. Mein von vornherein aufgebauter Schutzwall wäre überflüssig. Ich könnte mich so zeigen, wie ich bin und in völliger Ruhe die Verantwortung für meine Entscheidungen übernehmen. Was hast Du für Dich aus dieser Reise mitgenommen? Was ist Deine wichtigste Erkenntnis? Wenn mich jemand kritisiert, kann ich mir zwei wichtige Fragen stellen. 1. Kann an der Kritik etwas dran sein? (Wenn ja – was möchte ich jetzt tun? Wenn nein – dann kann ich aufrecht stehen und es bei dem anderen lassen.) 2. Welche Gefühle und unerfüllten Bedürfnisse stecken bei der anderen Person dahinter? In einem Interview mit Uwe Burk sagte Coco Tache: „Wenn man sich nur die Frage stellt: Was brauchst du? und sich gegenseitig zuhört, dann wird es gar keinen Streit mehr geben.“ Gedanken, wie „Er meint, ich habe etwas falsch gemacht. Er weiß alles besser. Er liebt mich nicht. Er behandelt mich respektlos. Ich will, dass er mich wertschätzt.“ machen wirkliches Zuhören jedoch unmöglich. Es lohnt sich all diese Gedanken mit The Work zu untersuchen. Coco Tache`s Aussage ist für mich eine wunderbare Zukunftsvision. Eine Welt, in der wir die Herzen füreinander öffnen und uns gegenseitig fragen, was wir brauchen. Einander zuhören und mitfühlen. Dann gibt es kein falsch und kein richtig mehr. Dann wird sichtbar, dass es von jeder Warte aus anders aussehen kann.
von Ute Netzmann 13. Februar 2022
Meine Reise nach Berlin – war eigentlich keine Reise, sondern eine Flucht. Die Flucht vor dem Beziehungsdrama, in dem ich steckte. Ich brauchte Abstand und ein paar Tage ohne Streitigkeiten. Suchte Unterschlupf bei Freunden. Einen Tag vor Abreise höre ich eine meiner Berliner Freundinnen am Telefon sagen, dass sie zu erschöpft sei, um Besuch zu empfangen. Ich könne nicht zu ihr kommen. Schockstarre. Ich glaube nicht richtig zu hören. Was? Sie lädt mich aus? Die Fahrkarten sind schon gebucht! Und ich brauche diese Auszeit unbedingt, um meine Wunden zu lecken! Ich bin fassungslos und verärgert. In mir macht sich ein hässlicher kleiner Gedanke breit. „Sie lässt mich im Stich!“ Ein kleiner Gedanke, der den ganzen Raum einnimmt und große Wirkung zeigt. In meinem Kopf ist nur: „Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ Ich fange sofort an zu werten und zu verurteilen. Im Sommer war sie eine Woche lang bei uns und nun, wenn ich sie brauche, ist sie nicht für mich da. Das ist undankbar! Ihre Geschichte will ich gar nicht hören, bin nur mit meinem eigenen Leid beschäftigt. Ich fühle mich hilflos und vor den Kopf geklatscht. So sieht es dann wohl auch in meinem Kopf aus. Da ist nur noch Matsche. Kein vernünftiger Gedanke kommt zustande. Ich sehe mich mutterseelenallein in Berlin rumlaufen. Ich lasse mein ganzes Kartenhaus einstürzen, lasse mich selbst im Stich . Zu allem Überdruss erzähle ich mir die traurige Geschichte, dass sie sich nicht wie eine Freundin verhält und dass sie mich nicht liebt. Es ist, als wenn ich mir selbst das Schwert in die Brust ramme. Weil das aber zu schmerzhaft ist, drängt sich vor meine Trauer schnell der Ärger und ruft laut moralisierend: „Einen Tag vorher absagen - so etwas tut man nicht. Das ist unverzeihlich!“ In meinem Ärger kann ich Null Verständnis oder Mitgefühl für sie aufbringen, kann nicht sehen, dass es ihr wirklich schlecht gehen muss und erwarte, dass sie trotzdem für mich da ist. Und als sie das nicht tut, lege ich die Freundschaft auf Eis – für lange Zeit. Ich ziehe mich beleidigt zurück, lasse sie im Stich und verhalte mich selbst nicht wie eine Freundin . Jahre später, nachdem ich "The Work" kennenlernte, frage ich mich: Wie anders hätte das Telefonat laufen können, wenn ich die Gedanken, dass sich mich im Stich lässt und sich nicht wie eine Freundin verhält, gar nicht gekannt hätte? Wenn es dafür in meinem Kopf keinen Platz gegeben hätte? Meine erste Reaktion wäre gewesen: „Ach du Schande, wie schlecht geht es dir denn? Was hast du denn?“ Meine zweite Reaktion: „Ach, herrje, was soll ich denn jetzt machen?“ Und die dritte Reaktion: „Meinst du nicht, wir kriegen das doch irgendwie hin?“ Ich hätte meine Gefühle voll zum Ausdruck gebracht, mich mit allem was da ist gezeigt, jedoch ohne Vorwürfe. Ich hätte es nicht persönlich genommen und ihr wirklich zugehört. Wir hätten ein gutes Gespräch gehabt, denn ich hätte mehr sagen können als nur „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Ich hätte mich weiterhin mit ihr verbunden gefühlt und die Freundschaft nicht einfach weggeworfen. Sie verhielt sich wie eine Freundin! Weil sie offen mit mir redete und mir von ihrer Not erzählte. Freundinnen dürfen einander sagen, wenn es ihnen schlecht geht und das bedeutet auch nicht, dass sie einander im Stich lassen. Ich danke dem hellen Moment, indem ich erkannte, dass sie dieser wunderbare Mensch ist, den ich aufgrund ihrer einzigartigen Weise liebe. Ich bin dankbar für die wiedergefundene, wertvolle Freundschaft und dafür, dass sie mich nach all den Jahren mit offenen Armen empfing.
von Ute Netzmann 5. November 2021
An meinem Küchenregal hängt seit Jahren eine Postkarte. Auf ihr ist ein unschuldiger kleiner Hase abgebildet. Dieser verkündet laut: „Heute mache ich NICHTS. Gar NICHTS!“ Und etwas leiser murmelt er vor sich hin: „Ich mache sonst auch nichts. Aber heute nehme ich mir noch nicht mal etwas vor.“ Diese Karte scheint nicht zu mir zu gehören. Sie scheint am falschen Küchenregal zu hängen. Dort vergilbt sie einfach vor sich hin. NICHTS machen gibt es bei mir nicht. Ich bin nie fertig, habe endlos zu tun und bin Meisterin im Schreiben immer neuer To-do-Listen. Manchmal schreibe ich mehrere Listen sortiert nach Dringlichkeit der Aufgaben. Da ist noch ein Blogartikel zu schreiben. Einige Mails warten auf Antwort. Ich muss mich um mein Kräuterbeet kümmern, einen Termin beim Zahnarzt machen, die überflüssige Versicherung kündigen, endlich mal das Kellerregal aufräumen usw. Und dann gibt es noch die Dinge, die auf keiner Liste stehen. Sie geraten aber dennoch nicht in Vergessenheit, denn da gibt es eine Stimme in mir, die mich freundlicher Weise immer wieder daran erinnert. Diese Stimme sagt: „Du bist noch nicht weit genug. Du bist noch nicht da, wo du sein willst.“ Sie erzählt mir, dass ich noch viel zu lernen habe, dass ich noch nicht erleuchtet und weise genug bin. Eines Tages laufe ich durch den Wald, verfolgt von der Stimme. Der quälende Gedanke, noch nicht da zu sein, wo ich sein will, scheint mir immer im Nacken zu sitzen. Ich lausche in mich hinein. Wenn ich diesen Gedanken für wahr halte, fühle ich mich angespannt und unter Druck. Aber wer macht mir denn den Druck? Den mache ich mir ganz allein! Ich bin unzufrieden mit mir, treibe mich mit der Peitsche an und gönne mir keine Pause. Selbst an Tagen, wo mein Körper mir deutlich verkündet, dass er mal eine Pause bräuchte, gönne ich mir nicht ausreichend Ruhe. Jeder Freundin, jedem anderen Menschen gönne ich von Herzen Ruhe und Erholung. Mit mir selbst bin ich jedoch nicht so liebevoll. Du kannst doch nicht einen ganzen Tag Pause machen, geschweige denn mehrere Tage!, ruft die Stimme. Wirklich? Was würde denn passieren, wenn ich tatsächlich mal einen Tag lang gar nichts täte? Bräche dann alles zusammen? Einen Tag entspannen kann doch wohl kaum das Problem sein! Es würde meinen Lebensweg nicht gefährden. Im Gegenteil – Auftanken ist so wichtig! Selbst wenn ich eine Woche lang gar nichts täte. Wer würde sich daran stören, außer mir? Das ist ja interessant! Plötzlich werden meine Schritte langsamer und ich merke – Oh ja, ich kann den Weg durch den Wald auch einfach mal schlendern. Mein Körper wird von einer Leichtigkeit ergriffen. Das fühlt sich sehr gut an. Gibt es einen Menschen auf der Welt, der das nicht mag – Entspannung, Erholung, Urlaub? Warum verwehre ich mir das selbst? Da trifft mich eine Erkenntnis wie der Blitz. Es kann und wird nie ein Ende haben, wenn ich immer wieder denke, ich wäre noch nicht da, wo ich sein will. Mit diesem Gedanken werde ich das Ziel - wenn es denn eins gibt - nie erreichen können. Der Weg ist das Ziel. Diesen Spruch kenne ich schon lange. Aber solange ich ihn nicht in mein Leben bringe, bleibt es nur ein Spruch. Dann jage ich Tag für Tag einem Ziel hinterher und verpasse mein Leben. Es könnte sein, dass ich an dem Ziel vorbeirenne und es nicht sehe. Es kann sein, dass das Ziel schon längst da ist, und ich sehe es nicht. Ich setze mich auf einen Baumstumpf und schließe die Augen. Warme Sonnenstrahlen scheinen mir ins Gesicht. Ja, in mir drin bin ich längst da, wo ich sein will. Nur meine Gedanken hinken hinterher. Sie plappern mir ständig ins Ohr, was ich noch erreichen müsste. Aber in mir drin ist längst alles da. Ich brauche nur still zu werden. Wenn ich still werde, bin ich da, wo ich sein will. Meditation und Stille sind so wichtig und tun mir gut. Aber die Idee, dass es noch so viel zu erledigen gibt, hält mich davon ab, mir mehr Zeit dafür zu nehmen. Und noch etwas anderes kommt zu kurz. Wenn ich immer im Tun bin, kann ich das kleine Kind in mir nicht hören, das ruft: „Lass uns mal singen, lachen, spielen!“ Dann vergesse ich mich selbst und gönne mir nicht das, wonach mir wirklich zumute ist. Boah, das hört sich nun aber echt so an, als ob es an der Zeit wäre, mich von dem Gedanken, noch nicht da zu sein, wo ich sein will, zu verabschieden. Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? Wer wäre ich, wenn ich solch einen Gedanken überhaupt nicht kennen würde? Ein Kichern, ein Lachen macht sich in mir breit. Dann wäre ich neugierig aufs Leben, könnte Dinge ausprobieren nur zum Spaß. Ich könnte wahrnehmen was ist, statt nur auf der Durchreise und im Vorbeihetzen zu sein. Könnte mich an allem, was schon da ist, erfreuen. Meine Freunde, meine Familie, meine Arbeit, die mich begeistert, das schöne Wetter und die wunderbare Natur, direkt vor meiner Haustür, Bücher, die mich inspirieren und berühren, gleichgesinnte Menschen und wunderbare Projekte. Vor allem könnte ich dem, was mein Herz erfreut, einfach mehr Raum geben, ohne dabei ein Ziel erreichen zu müssen. Mit anderen Menschen singen, lachen, tanzen und musizieren, in der Natur sein, kreativ sein, basteln und malen. Einfach nur den Augenblick genießen. Ich wäre frei, würde jeden Abend erfüllt und glücklich ins Bett fallen und mich auf den nächsten Tag freuen. Mein Körper würde es mir danken, denn er wäre dauerentspannt. Und würde ich dann nur noch vor mich hin trullern, mich nicht weiterentwickeln und nichts mehr erreichen? Nein, denn ohne den Gedanken bin ich eine starke Frau. Eine Frau, die ihr Ding macht und die das wirklich gut macht! Die ihre Wünsche und Ziele verfolgt, die dranbleibt, etwas bewirkt und dabei Freude hat. An meinem Küchenregal hängt eine Postkarte mit einem kleinen Hasen, die lange nicht zu mir zu gehören schien. Ich nehme den kleinen Hasen an den Händen und wir tanzen und wirbeln über die Wiese. Seine Ohren flattern im Wind. Ich bin froh, dass er so lange auf mich gewartet hat.
von Ute Netzmann 3. September 2021
… ist einer meiner Lieblingsfilme. In der amerikanischen Kleinstadt Punxsutalwney wird traditionell seit vielen Jahren am 02. Februar feierlich der Murmeltiertag begangen. Erwacht das Tier an diesem Tag und wirft einen Schatten, soll es sechs weitere Wochen winterlich bleiben. Ist jedoch wetterabhängig kein Schatten sichtbar, dann dürfe man sich auf einen baldigen Frühling freuen. Phil Connors soll zum vierten Mal in seiner Funktion als TV-Wetteransager an diesem Spektakel teilnehmen und darüber berichten. Doch diesmal wiederholt sich auf unerklärliche Weise ein und derselbe Tag immer wieder. Tag für Tag ist Murmeltiertag. Solange bis Phil sich selbst und sein bisheriges Leben komplett in Frage stellt, was eine grandiose Veränderung in seinem Denken, Fühlen und Handeln nach sich zieht. Es gab Zeiten in meinem Leben, da hatte auch ich den Eindruck, dass mich täglich das Murmeltier grüßt. Immer wieder gab es Situationen, wo ich mich nicht beachtet oder nicht wertgeschätzt fühlte, schmerzhafte Freundschaften und Beziehungen. Ich glaube solch ein Murmeltier schleicht durch das Leben Vieler. Sich wiederholende Konflikte mit anderen Menschen, Misserfolge, der gleiche ungeliebte Job, stets derselbe Kontostand oder vertraute Ängste und Sorgen … Aber die gute Nachricht ist: Wir können es genauso wie Phil Connors tun und unserem Film innerhalb weniger Wochen eine grandiose Wende geben! Mein Murmeltier erschien viele Jahre lang täglich, weil ich ständig den gleichen Gedanken vor mich hinmurmelte: Die anderen lehnen mich ab. Diesen Grundglaubenssatz hatte ich gleich zu Beginn meines Lebens „erfunden“ und mir im Verlaufe der Jahre immer wieder selbst bestätigt und gebetsmühlenartig wiederholt. Eine Gebetsmühle ist eine Walze bzw. ein Rad, welches eine Papierrolle enthält. Auf diese Papierrolle sind tibetische Gebete oder Mantras tausendfach wiederholt gedruckt. Diese Papierrolle hatte ich unermüdlich aufgerollt und neu beschriftet, bis sie dicker und dicker wurde. Und meine „Gebete“ wurden erhört. Mir begegneten tatsächlich immer wieder Menschen, die mich scheinbar ablehnten. Grundglaubenssätze – das sind Gedanken, die uns seit vielen Jahren, oft schon von Kindheit an, begleiten und inzwischen so fest wie Zement sind. Es sind schwere Gedanken. Sie sind machtvoll und können anstrengende Muster in deinem Leben bewirken. Aber zurück zur guten Nachricht: Die „Gebete“, die unermüdlich in die eine Richtung aufgerollt wurden, können ebenso in die andere Richtung wieder abgewickelt werden. Hierzu ist es als Erstes nötig, dass du dir deiner Grundglaubenssätze bewusst wirst. Solltest du sie noch nicht kennen, kannst du dir hier einen oder mehrere aussuchen. Denn du bist mit diesen Gedanken nicht allein. Es sind kollektive Gedanken, die schon Millionen Menschen vor dir dachten und ebenso viele Menschen gerade mit dir denken. Mit mir stimmt was nicht +++ Ich kann das nicht +++ Die anderen lehnen mich ab +++ Die anderen sind unzufrieden mit mir +++ Ich habe etwas falsch gemacht +++ Ich bin schuld +++ Ich gehöre nicht dazu +++ Ich bin nicht gut genug +++ Ich bin nicht liebenswert +++ Ich bin nicht wichtig +++ Ich bin allein +++ Ich muss es allein schaffen Hast du einen gefunden, der dir bekannt vorkommt? Wie können wir die Mühle nun rückwärts drehen? Indem wir ein und denselben Gedanken immer und immer wieder mit den Fragen von The Work untersuchen! Ich habe das mit einigen meiner Grundglaubenssätze in einer 28 Tage-Session gemacht, dabei eine wunderbare Wende eingeleitet und viel Erleichterung erfahren. Bei mir gab es z.B. diese beiden Mädchen, die mich hänselten als ich in die neue Schule kam. Sie sagten gemeine Sachen zu mir und lachten mich aus. Und da war die Kollegin, die nichts mit mir zu tun haben wollte. Die Nachbarin, die mich nicht oder scheinbar nur unwillig grüßte. Immer wieder Situationen, in denen ich mir ganz sicher war: Die anderen lehnen mich ab. Jeden Tag aufs Neue erforschte ich 28 Tage lang, in welcher Situation ich diesen Gedanken in meinem Leben glaubte und untersuchte ihn dann bezogen auf diese Situation mit den Fragen von The Work. Es ist wie eine Reise durch dein Leben, in der du Puzzle-Teil für Puzzle-Teil aufsammelst und untersuchst. Dabei rollst du die Papierrolle unermüdlich in die andere Richtung, bekommst einen anderen Blick auf dein Leben, auf dich und die Menschen um dich herum und kannst deine Muster auflösen. Inzwischen weiß ich: Ja, es gibt Menschen, die mich ablehnen. Aber das ist die Ausnahme. Mehr als 40 Jahre habe ich gebraucht, um diese Nuss zu knacken. Und dann war es so einfach. Seitdem begegnen mir immer mehr wertschätzende Menschen. Ich möchte dir auch die Möglichkeit geben, diese wunderbare Erfahrung zu machen und lade dich zu einer Session ein! Diese kann so lange gehen, wie du wählst. Vielleicht begleite ich dich nur am Anfang der Reise und du reist dann allein weiter? Vielleicht begleite ich dich auf der ganzen Reise, also 28 Tage? Mein Angebot: • Du buchst ein Paket von 5 Sitzungen à 25 Minuten • Wir treffen uns täglich oder alle zwei Tage per Zoom und untersuchen deinen Grundglaubenssatz 25 Minuten lang (immer bezogen auf eine neue Situation) • Du kannst so oft wie du magst verlängern. Ein 5er-Paket kostet 75,- €. • Am Ende der Reise erhältst du eine schriftliche Zusammenfassung deiner wichtigsten Erkenntnisse. Habe ich dein Interesse geweckt? Dann ruf mich gerne an oder schreib mir eine Nachricht: utenetzmann@posteo.de, 02602/9924290.
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